Investieren in Pflegeimmobilien scheint aufgrund der steigenden Lebenserwartung und besserer medizinischer Versorgung eine vielversprechende Strategie zu sein. Aber wie können Sie in solche Objekte investieren? Schließlich ist der Bau eines eigenen Pflegeheims in der Regel eine Nummer zu groß für Privatanleger. Stattdessen gibt es verschiedene Aktien oder andere Finanzprodukte, mit denen Sie von diesem Trend profitieren können. Dabei möchten wir die moralischen Fragen, die eine Investition in Altenheime und Seniorenheimemit sich bringen, außen vor lassen. Diese müssen Sie für sich selbst beantworten.
Zum Investieren in die vorgestellten Anlagemöglichkeiten benötigt man ein Aktiendepot. Sollten Sie noch keins haben, dann lesen Sie unseren Beitrag: Depot Vergleich
Inhaltsverzeichnis
Was ist eigentlich eine Pflegeimmobilie?
Der Begriff Pflegeimmobilie kann verschiedene Arten von Gebäuden und Konzepten umfassen. Beispielsweise sind einzelne Apartments oder ein gesamtes Pflegeheim denkbar. Genauso kann es natürlich Mischformen aus den genannten Gebäudetypen geben. Als Inhaber einer solchen Pflegeimmobilie gehört Ihnen dann beispielsweise ein einzelnes Apartment oder ein ganzes Gebäude. Sie werden folglich Vermieter und erhalten Mieteinnahmen. Die Verwaltung wird dabei häufig über eine Zentrale Stelle abgewickelt. Sie treten also nur als Inhaber und nicht als Vermieter auf. Alternativ können Sie sich auch an den Gesellschaften beteiligen, die Pflegeimmobilien verwalten oder betreiben.
Pflegeapartments als Geldanlage
Besonders in Europa bekommen Sie häufig die Direktanlage in Pflegeimmobilien angeboten. Dabei ist es schwer, die Spreu vom Weizen zu trennen. Immer wieder gibt es unseriöse Anbieter, die die voraussichtliche Rendite zu hoch schätzen und das Risiko als zu gering betiteln. Bei der Direktanlage kaufen Sie beispielsweise ein Pflegeapartment von einer Betreibergesellschaft. Sie müssen laufend Rücklagen für Sanierung und Instandsetzung zahlen, erhalten aber auch Mietzahlungen. Dabei werden Sie meistens nicht im Grundbuch Eigentümer oder Miteigentümer der Immobilie. Sie müssen also darauf vertrauen, dass die Betreibergesellschaft weiterhin existiert. Sonst ist Ihre Anlage möglicherweise verloren. Andererseits gibt es teilweise auch Klauseln, die es Ihnen oder Ihren Angehörigen erlauben, das Apartment selbst zu nutzen, wenn es nötig werden sollte.
Machen Sie sich aber auch bewusst, dass die Preise für ganze Pflegeapartment nicht gering sind. Einen sechsstelligen Betrag können Sie durchaus dafür ausgeben. Und somit kann sich ein sogenanntes Klumpenrisiko ergeben. Denn Sie bündeln eventuell einen erheblichen Anteil Ihres Vermögens in einer einzelnen Investition. Das Risiko Ihres Gesamtportfolios steigt damit. Auch unter dem Aspekt des Leerstandes, also dass es keinen Mieter für Ihr Apartment gibt, ist das Risiko beim direkten Investieren in Pflegeimmobilien nicht unbedingt gering. Gleichzeitig liegt die Rendite „nur“ bei durchschnittlich 3-5 % vor Steuern.
Investieren in Pflegeimmobilien mit REITs
Eine Gesellschaftsform, die besonders in den USA vertreten ist, ist der sogenannte REIT. REIT steht für Real Estate Investment Trust und beschreibt Unternehmen, die verschiedene Formen von Immobilien betreiben. Häufig sind sie Inhaber und treten als Verwalter und Vermieter auf. Auch im Bereich Pflegeimmobilien gibt es REITs, die sich darauf spezialisiert haben. Ihr Vorteil: Sie können deutlich geringere Beträge investieren, erhalten dennoch regelmäßige Ausschüttungen und sind an mehr als nur einer Immobilie beteiligt. Nachteilig kann sich auswirken, dass Sie mit einem REIT hauptsächlich den Anlagestandort USA abbilden. Für europäische Pflegeimmobilien bleibt häufig nur die Direktanlage.
Wenn Sie ein Freund von Dividendenzahlungen sind, können REITs in diesem Bereich bestimmt punkten. 90 % der jährlichen Erträge muss das Unternehmen für gewöhnlich ausschütten, was eine tendenziell hohe Dividende bedeutet. Einige REITs schütten nicht nur quartalsweise, sondern sogar monatlich eine Dividende aus.
Welltower
Bei Welltower handelt es sich um einen REIT, der Seniorenwohnungen, Pflegeeinrichtungen und medizinische Verwaltungsgebäude betreibt. Zusätzlich gehören dem amerikanischen Unternehmen einige Krankenhäuser. Tätig ist Welltower in den USA, Kanada und Großbritannien. Insgesamt gehören dem Unternehmen mehr als 1.700 Immobilien. Anders als andere Unternehmen dieser Branche fokussiert sich Welltower auf Selbstzahler. Vergleichbar mit privat Krankenversicherten Patienten bieten Selbstzahler eine höhere Sicherheit. Von Eingriffen in das Staatliche Gesundheitssystem ist Welltower vermutlich weniger betroffen als einige Mitbewerber.
LTC Properties
LTC Properties ist einer derjenigen REITs, die monatlich eine Dividende ausschütten. Für Einkommensinvestoren kann dieser Titel daher besonders interessant sein. Über 180 Objekte in 27 US-Bundesstaaten gehören dem Unternehmen aus Kalifornien. Der Fokus liegt dabei auf Altenpflegeheimen und betreuten Wohneinrichtungen. Dabei betreibt LTC die Einrichtungen nicht selbst. Das Unternehmen tritt lediglich als Vermieter auf. Das Portfolio kann dabei als gut diversifiziert betrachtet werden, da der größte Kunde von LTC nur 20 % des Umsatzes ausmacht.
ISIN: US5021751020
WKN: 884625
Gründungsjahr: 1992
LTC Aktienchart von TradingView
Omega Healtcare
Der Dritte REIT unserer Vorstellung ist Omega Healthcare. Das Unternehmen stammt ebenfalls aus den USA und ist zudem auch in Großbritannien tätig. Der Fokus von Omega Healhcare liegt auf dem Bau, Kauf und der Renovierung von Pflegeimmobilien. Die Vermietung erfolgt dann in Form von Seniorenwohnungen, Altenheimen oder Krankenhäusern. Omega Healthcare gehören insgesamt 924 Einrichtungen, die von 67 verschiedenen Gesellschaften betrieben werden.
ISIN: US6819361006
WKN: 890454
Gründungsjahr: 1992
OHI Aktienchart von TradingView
Investieren in Pflegeimmobilien: Geht das auch mit einem ETF?
Die Nachteile der beiden dargestellten Investitionsmöglichkeiten sind Ihnen sicher nicht entgangen. Mit einer Direktinvestition in Pflegeimmobilien binden Sie viel Kapital und sind eher unflexibel. Ein REIT deckt dagegen mehrere Immobilien ab, ist dagegen regional eher beschränkt. Ein ETF wäre folglich die angenehmste Lösung zum Investieren in Pflegeimmobilien. Leider gibt es einen solchen Immobilien ETF noch nicht.
Alternativ könnten Sie in die verschiedenen Healthcare Indizes investieren. Der STOXX Europa 600 Healthcare Index beinhaltet beispielsweise Medizinunternehmen aus ganz Europa. Die größten Positionen haben Roche, Novartis, Novo Nordisk und Sanofi inne. Hierbei handelt es sich außerdem um Titel, die aufgrund der Quellensteuerthematik nicht unbedingt leicht zu händeln sind. Daher kann ein ETF an dieser Stelle durchaus sinnvoll sein.
Unser Fazit zum Investieren in Pflegeimmobilien
Pflegeimmobilien sind zweifelsohne ein wachsender Markt. Die Weltbevölkerung wird immer älter und demnach sind immer mehr Menschen auf Pflege angewiesen. In Deutschland wird beispielsweise in den nächsten Jahren mit der Rente der sogenannten Baby-Boomer-Generation ein weiterer Anstieg erwartet. Die Investition in Pflegeimmobilien ist jedoch nicht immer einfach. Das direkte Investment erfordert Zeit, Wissen und das nötige Kleingeld. REITs fokussieren sich meistens auf die USA und einen ETF für Pflegeimmobilien gibt es (noch) nicht. Daher kann es auch sinnvoll sein, über andere Unternehmen der Gesundheitsbranche die Pflegeimmobilien mit abzudecken.